GOTTFRIED HELNWEIN
Festwochen Gmunden News
Gottfried Helnwein verwandelt Gmundner Rathaus und Stadttheater in eine Kunstinstallation
Der Stadtgemeinde Gmunden und den Salzkammergut Festwochen ist es gelungen, einen der erfolgreichsten österreichischen Künstler für ein außergewöhnliches Projekt zu gewinnen: Gottfried Helnwein behängt im Kulturhauptstadtjahr 2024 zwei zentrale Gebäude Gmundens, nämlich das Rathaus und das Stadttheater. Darauf zu sehen sind drei seiner aufrüttelnden Werke, deren Anblick zum einen gewollt Diskussionen entfacht und zum anderen mit Sicherheit massiv zum Nachdenken anregen wird. Geplant ist zudem für kommenden Sommer eine Ausstellung mit Werken des Künstlers im K-Hof Museum. Seine Installation in Form der drei Behängungen im Stadtzentrum wurde am 30. Jänner 2024 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Memory (Erinnerung) © Gottfried Helnwein
Das Kind, vor allem das elfengleiche Mädchen, steht für Gottfried Helnwein als Metapher für die Menschlichkeit. Das Bild Memory (Erinnerung) ist auf dem Rathaus zu sehen.
The Smile (Das Lächeln) © Gottfried Helnwein
Das Bild ist auf dem Stadttheater zu sehen.
The Disasters of War (Die Schrecken des Krieges) © Gottfried Helnwein
Das Bild ist auf dem Stadttheater zu sehen.
Über die Installation
„Großformatige Bilder an und in öffentlichen Gebäuden haben eine lange Tradition. Von den Wandmalereien in Ägypten, Pompeji, der Renaissance bis in die Neuzeit. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ist unsere Welt allerdings mit großformatigen Billboards vollgepflastert, die in erster Linie Reklame- und Propaganda-Zwecken dienen, und ich denke, es ist an der Zeit, dass sich Künstler diese Bildflächen wieder zurückerobern. 1988, zum 50. Jahrestag der sogenannten Reichskristallnacht, errichtete ich, zwischen Museum Ludwig und dem Kölner Dom, eine monumentale, fast 100 Meter lange Bilderstraße, um an dieses Ereignis zu erinnern. Und seitdem habe ich weltweit im öffentlichen Raum viele monumentale Bilder installiert – zuletzt das 3000 Quadratmeter große Gesicht eines verwundeten Mädchens auf der Fassade des Wiener Ringturms.“
Zum Salzkammergut hat Gottfried Helnwein eine spezielle Beziehung: „Ich habe in meiner Kindheit einige Sommer am Traunsee verbracht und sogar den Traunstein bestiegen. Das Salzkammergut, mit seinen Seen und Bergen, ist sicher einer der faszinierendsten magischen Orte Europas. Ich halte lokale Kulturtraditionen für sehr wichtig. Gerade in dieser Zeit der globalen Kommerzialisierung und Nivellierung durch seelenlose, industrielle Pseudo-Ästhetik sind authentische, durch Jahrhunderte entstandene kulturelle Traditionen von elementarer Bedeutung. Die Geschichten, Lieder und Bilder, die Menschen seit Generationen in ihrem kollektiven Gedächtnis in ihrem Herzen tragen, sind Ausdruck ihrer Identität und Würde. Ich finde es wunderbar, wenn bestimmte Regionen für einen kurzen Augenblick der Welt ihre eigene und eigenständige Kultur präsentieren können.“
Gottfried Helnwein
„Mit Gottfried Helnwein konnte ein weltweit renommierter, in der internationalen Kunstszene in hohem Maße anerkannter österreichischer Ausnahmekünstler gewonnen werden, in Gmunden seine Werke zu präsentieren“, so Bürgermeister Stefan Krapf. „Nach dem Wiener Stephansdom und dem Ringturm werden nun das Gmundner Rathaus sowie unser ehrwürdiges Stadttheater mit Helnweins Bildern verhüllt. Zudem wird wenige Monate nach der Ausstellung in der Wiener Albertina in unserem K-Hof-Museum eine Ausstellung von Weltformat dargeboten. Helnweins Werke gehen unter die Haut, ergreifen unsere Seele und konfrontieren uns auch mit Themen, die man oft gerne verdrängt und negiert, die aber schonungslos die Realität aufzeigen. Dies ist das Ziel seines Wirkens. Sein Gastspiel in Gmunden ist wahrlich eine Sensation, ein großes Geschenk.“
„Warum, bitte, sollten Impulse oder Anstöße zum Diskurs über gesellschaftspolitisch relevante Themen nur von Metropolen ausgehen?“, fragte sich Andreas Hecht, Kulturreferent in Gmunden, als er die Affichierungen an den Stadtgebäuden vorantrieb. „Wir nützen die aktuelle Aufmerksamkeit für unsere Region, um mit dem Wirken von Gottfried Helnwein in Gmunden ein Statement zu setzen“, so Hecht. „Helnweins Werke werden in unserer Stadt und darüber hinaus für Gesprächsstoff sorgen, und das ist auch notwendig. Instrumentalisierung von Kindern und Gewalt an Kindern müssen immer wieder aufs Neue thematisiert werden, und wegschauen gibt´s hier nicht!“ Gmunden habe sich als aufregende Stadt positioniert, die immer wieder überrasche, betont der Kulturreferent und freut sich: „Mit Helnwein und seiner noch folgenden Ausstellung im Gmundner Kammerhofmuseum ist uns wieder ein echter Coup gelungen. Nicht umsonst wurde Gmunden in der jüngsten Vergangenheit schon als Kunst-Riviera am Traunsee tituliert.“
„Meine Kunst fragt nicht, sie erklärt auch nicht. Meine Kunst ist ein Dialog“, erläutert Gottfried Helnwein. Johanna Mitterbauer, kaufmännische Geschäftsführerin der Salzkammergut Festwochen Gmunden, dazu: „Mit seinem Werk, das unsere Wahrnehmung und unseren Blick hin zu mehr Menschlichkeit öffnen kann, wollen wir gemeinsam mit der Stadtgemeinde Gmunden mutig in ein besonderes Kulturjahr 2024 gehen und einen Dialog anstoßen. Wir scheinen im Paradies zu leben, und oft ist uns nicht bewusst, welch dringende Fragestellungen und Konflikte uns umgeben.“ In seinen Bildern erhebe der Künstler Anklage gegen Grausamkeit und Unbarmherzigkeit und lenke den Blick auf die großen Herausforderungen unserer Zeit, so Mitterbauer, die erläutert, wie es zum Engagement des Künstlers kam: „Durch die Freundschaft zu einem Festwochenförderer durften wir bereits im Sommer 2019 Gottfried Helnwein bei den Festwochen begrüßen und freuen uns sehr, dass wir nun, im Kulturhauptstadtjahr, Rathaus und Stadttheater Gmunden mit seinen überwältigenden Bildern verhüllen dürfen. Im Sommer werden wir gemeinsam mit der Stadtgemeinde Gmunden auch eine Ausstellung in der Traunseestadt realisieren, die die Bedeutung und Dringlichkeit seiner Themen vermittelt.“
„Kein anderer Künstler nach 1945 beschäftigt sich derart intensiv, eindringlich und nachdrücklich mit dem Thema ‚Kind, Kindheit und Gewalt‘, wie dies bei Gottfried Helnwein der Fall ist“, sagt der Kunsthistoriker Carl Aigner. „Es ist seine komplexe und doch klare Bildsprache, die er dafür über Jahrzehnte entwickelt hat und die eindrucksvoll und emphatisch, ‚erschreckend-schön‘, die Betrachter und Betrachterinnen verstört, irritiert, aber auch zugleich fesselt. Mit der beeindruckenden Malweise von Helnwein, die Anregungen aus der Pop-Art ebenso impliziert wie etwa aus der Feinmalerei oder dem Blow-up der 1980er-Jahre, gelingt es ihm, in fast unheimlicher Weise physische und psychische Verletzungen, Verwundungen und Zerstörungen infolge von Gewalt (nicht nur) an Kindern berührend-betroffen zu zeigen. Heute, jetzt, wo Krieg wieder ein Mittel des politischen Handelns wird, ist das Oeuvre von Gottfried Helnwein aktueller und dringender denn je geworden. ‚The Disasters of War‘ betitelt sich eine Werkserie von 2016, die zeigt, wie seismographisch die Arbeiten des Künstlers sind. Wie berührend und voll Zärtlichkeit die beiden sich küssenden Mädchen als Antwort auf Gewalt an Kindern – fast unerwartet dieses Bild, das Mut zur Liebe gibt.“