Liebelei
von Arthur Schnitzler
Anna Stiepani | Inszenierung
Bühnenbild & Kostüme | Thurid Peine
Dramaturgie | Andreas Erdmann
Mit: Samuel Finzi, Jakob Kajetan Hofbauer, Lorena Emmi Mayer, Alexander Julian Meile, Cecilia Perez, Markus Ransmayr, Gunda Schanderer
Anna Stiepanis Neuinszenierung des Stücks „Liebelei“, basierend auf Arthur Schnitzlers Erfolgsdrama, versprach ein tiefgründiges Theatererlebnis, welches das Stück in neuen Facetten beleuchtet. Das Ziel der jungen Regisseurin war es, „patriarchale und gesellschaftliche Strukturen aufzuzeigen“ und diese in ihrer Inszenierung zu durchbrechen. Wir hatten die Gelegenheit, gemeinsam mit SalziTV einen Tag vor der Premiere bei der Generalprobe dabei zu sein und vorab schon Einblicke in die Welt des „süßen Mädels“ zu bekommen.
Sie ist lieb, vielleicht zu lieb. Das ideale Opfer in der Geschlechterwelt Schnitzlers, die uns heute so obszön vorkommt, weil sie völlig asymmetrisch ist (Presse). Lorena Emmi Mayer, welche das das süße Mädel verkörpert, gelang es zu Ende des Stücks aus ihrer Rolle auszubrechen, indem sie einen beeindruckenden, selbstbewussten Monolog hinlegte, welcher in einer Selbstbehauptung mündete, die an Miley Cyrus’ Hit „Flowers“ erinnert: „Ich kann mir selbst Blumen kaufen. Ich kann mich selbst besser lieben, als du es kannst.“ (Presse). Auch den anderen Schauspielern gelang es, die Konflikte und Emotionen der Charaktere eindrucksvoll zu vermitteln und überzeugten mit einer schauspielerischen Glanzleistung. Die selbstbewusste Modistin Mizzi, gespielt von Cecilia Perez, brillierte neben der in ihrer Rolle heuchlerischen Nachbarin, welche von Gunda Schanderer verkörpert wurde. Den maskulinen Gegenpart bildeten der realistisch-witzige Theodor (Jakob Kajetan Hofbauer), der geisterhafte Ehemann (Markus Ransmayr) und nicht zuletzt Fritzi (Alexander Julian Meile), welcher trotz seiner Rolle als gutbürgerlicher Verführer durchwegs von einem Hauch schlechten Gewissens für sein unmoralisches Verhalten geplagt wird. Einen besonderen Auftritt in dem Stück hatte Samuel Finzi, welcher den Weiring und somit den liebenden Vater der Christine spielte, indem er das von Joachim Werner vertonte Gedicht „Der Kuss“ (1967) Elfriede Jelineks am Klavier vortrug. Umrahmt wurde das Bühnenspiel passend dazu von einem, von Thurid Peine entworfenen, dursichtig schimmernden Vlies-Vorhang, angelehnt an Klimts gleichnamiges Gemälde.
Wir waren begeistert von dem texttreu und intensiv inszenierten Stück, welches den Blick auf aktuelle Themen und gesellschaftsrelevante Inhalte richtete. Auch das Publikum teilte diese Begeisterung, was der an allen drei Tagen sehr ausgiebig ausfallender Schlussapplaus verriet.